Wie muss man sich so ein Vorsprechen vorstellen? Gibt es Unterschiede zwischen öffentlichen und staatlichen Einrichtungen?
Karina Pele: Von der inhaltlichen Ebene her, also von dem, was man vortragen muss, gibt es keine großen Unterschiede. Die Stimmung beim Vorsprechen selbst weicht allerdings erkennbar voneinander ab. Bei der staatlichen habe ich mich wie in einem großen Haifischbecken gefühlt. Wir waren dort ungefähr fünfzig Leute, die alle in einem Flur auf ihren Turnus warteten und du konntest die Spannung zwischen den einzelnen Kandidaten genau fühlen. Das Auswahlkomitee bestand aus drei Dozenten, vor denen ich jeweils drei Monologe aus verschiedenen Epochen vorspielen musste. Das lief dort alles sehr schnell ab. Ich hatte gar nicht richtig die Zeit mich in einen Monolog einzufühlen, da musste ich schon den nächsten vorstellen. Auch ein Feedback habe ich nicht bekommen. Ob du ausgewählt wurdest, erfuhr man über einen Anrufbeantworter, auf dem die Namen von denen aufgesagt wurden, die weiter gekommen sind.
Wie war es dann bei der Athanor Akademie, bei der du jetzt auch studierst?
Karina Pele: Dort habe ich mich von Anfang an sehr wohl gefühlt. Schon beim Vorsprechen herrschte ein sehr familiäres Verhältnis. Sogar die Jahrgänge über uns haben sich interessiert an uns gezeigt und haben uns Fragen gestellt. So kam man ins Gespräch und fühlte sich gleich als ein Teil der Gruppe. Der Ablauf des Vorsprechens war sehr ähnlich. Der einzige Unterschied war, dass in dem Auswahlgremium viel mehr Personen saßen. Neben Herrn Esrig, dem Direktor der Akademie, war dort auch jeder Fachbereich vertreten. Das fand ich gut. Ich hatte das Gefühl, so entsteht ein kompletteres Bild von den Stärken, die man mitbringt, aber auch den Bereichen, die bei einem noch ausbaufähig sind. Außerdem wollten sie auch wissen, was für theoretische theaterrelevante Grundlagen ich schon mitbringe.
Wie ist der Unterricht in der Akademie? Was macht ihr?
Karina Pele: Gerade die Anfangszeit ist sehr ausgefüllt, was aber gut ist, denn so entwickelt man sich schnell weiter. Im ersten halben Jahr hatten wir viele Improvisationsübungen. Damit haben wir geübt uns schnell in eine Rolle oder Situation reinzudenken und haben so unsere Fantasie und Kreativität gestärkt. Wir hatten natürlich auch Theoriestunden, wie Film- oder Theatergeschichte. Danach haben wir angefangen die schauspielerische Fähigkeit weiter zu vertiefen. In der Zeit haben wir sehr viel mit Herrn Esrig an der Shakespeare-Collage zusammengearbeitet. In unsere Ausbildung ist aber auch Tanz und Musik integriert. Im Bereich Tanz haben wir die Grundlagen von Ballett gelernt sowie historische Tänze. Aus Paris kommt jedes Jahr Yves Marc, der uns in Mimik und Ausdruck des Körpers unterrichtet. Das sind jetzt nur ein paar Bereiche unserer Ausbildung. Natürlich sind auch Gesang, Regie oder Bühnen- und Filmtechnik wichtige Teile innerhalb der vierjährigen Ausbildung.
Interview mit der Schauspielschülerin Karina Pele
kultürlich-Autorin: Vanessa Albrich
www.kultuerlich.de/KarinSchasupia_Pele